Stärken

Stärken und Positive Psychologie„Stärken stärken statt Schwächen schwächen!“

Diese Aussage hört man häufig. Doch kann man es damit auch übertreiben? Wann ist es sinnvoller, Stärken nicht weiter zu stärken? Wann lohnt es sich, Schwächen zu betrachten? Und wie spielen Schwächen und Stärken in der persönlichen Entwicklung zusammen?

Stärken sind persönliche, überdauernde Muster.

Im Gegensatz zu Emotionen, die von Moment zu Moment wechseln können, sind Stärken stetiger. Stärken sind Muster oder Gewohnheiten, die auf unseren Erfahrungen und unserem Handeln basieren. Stärken sind erlernt. Sie gehören zu unserer persönlichen Ausstattung, sind aber natürlich auch veränderbar und deshalb keine fixen Eigenschaften. Wir können sie entwickeln und verfeinern.

Stärken sind persönliche, überdauernde Muster von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen.

Wir können sie in Verhaltensweisen ausdrücken; Stärken sind jedoch mehr als das, auch wenn beides erlernt ist. „Ich räume meinen Schreibtisch auf“ ist zunächst einmal nur ein Verhalten, bei dem man Dinge bewegt, ordnet, aussortiert, systematisiert.

Warum ist eine Stärke mehr als erlerntes Verhalten? Weil sich dabei Denken und Fühlen positiv mit dem Verhalten verbinden. Damit aus einem Verhalten eine Stärke wird, brauchen wir eine entsprechende Einstellung bzw. Denkmuster dazu: „Mir ist es wichtig, in einer Umgebung zu arbeiten, die Klarheit und Ruhe ausstrahlt.“ „Ich brauche zum Arbeiten viele Anregungen, Inspirationen um mich herum.“ Hier drücken sich ganz unterschiedliche Stärken aus. Die eine führt zum Beispiel dazu, dass ein Autor einen Text am eigenen (für diesen Zweck leergeräumten) Schreibtisch schreibt, so wie ich gerade, die andere lässt den Autor die Atmosphäre eines Cafés bevorzugen, um dort an seinem Manuskript zu schreiben.

Zusätzlich zu einer entsprechenden Einstellung braucht es auch positive Gefühle, damit ein Verhalten eine Stärke wird. Das Handeln erfüllt mich mit Freude, es gibt mir das Gefühl, „ich“ sein zu können, mich auszudrücken und Wirkung zu erzeugen. „Ich schreibe gerne. Dabei komme ich in Flow, vergesse die Zeit und alles um mich herum.“

Stärken sind individuell:

Selbst wenn zwei Menschen eine Stärke gleich benennen, so handelt es sich dabei nie um dieselbe. Es wird immer individuelle Unterschiede geben, wie ein Mensch diese Stärke erlebt (fühlt), darüber denkt (Einstellung) und sie in Verhalten (Handeln) umsetzt.

Stärken geben Energie und ermöglichen beste Leistung.

Jeder Mensch hat eine Vielzahl unterschiedlicher Stärken. Wir sind nicht einfach nur freundlich, mutig oder tatkräftig. Jeder verfügt über eine einzigartige Palette unterschiedlicher Stärken und ihrer Kombinationen. Um eine Aufgabe zu meistern, setzen wir unsere Stärken nicht isoliert voneinander ein, sondern in Verbindung mit anderen Stärken. Wie stark wir eine Stärke nutzen, hängt auch vom Kontext ab, in dem wir sie einsetzen. Je nach Situation bringen wir sie anders zum Ausdruck. Beispielsweise drücken wir unsere Freundlichkeit gegenüber unserem Lebenspartner anders aus als gegenüber einem Bedürftigen, der uns um Geld oder Essen fragt (Niemiec, 2018).

In einer Stärke verbinden sich Denken, Fühlen und Handeln zu einem stimmigen Ganzen, das der Person sprichwörtlich Rückenwind gibt. Dann geht das Tun leicht von der Hand und das Ergebnis macht Freude. Stärken ermöglichen uns spontanes, aktives Handeln, begleitet von einem Gefühl von Authentizität, das uns Energie gibt, Leistung ermöglicht (Selbstwirksamkeit und Flow) und unsere Entwicklung unterstützt (Lernen und Exploration).


SegelbootStärken nutzen ist wie Segel setzen

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Segelboot auf offener See und bemerken ein Leck.
Wenn Sie nicht untergehen wollen, müssen Sie dieses Leck irgendwann flicken. Das ist wichtig. Doch das Flicken allein wird Sie nicht voranbringen, wenn Sie nicht auch irgendwann die Segel wieder richtig setzen, um den Wind zu nutzen.
Stärken sind wie Segel: Sind die Segel gesetzt, gewinnt das Boot schnell an Fahrt und Sie kommen Ihrem Ziel näher.

Und wenn das Boot im Trockendock liegt - einmal im Jahr - dann ist es auch absolut sinnvoll, Schwachstellen und mögliche Lecks zu suchen. Doch nicht auf offener See in voller Fahrt!

(nach Robert Biswas-Diener)

 

Wie Sie Ihre Stärken finden?

Durch Selbstbeobachtung: Was kann ich gut, was macht mir Freude?
oder indem Sie Menschen dazu fragen, die Sie gut kennen
oder mit einem wissenschaftlich fundierten VIA-Stärkentest der Universität Zürich, der Ihnen Ihre Charakterstärken auflistet.

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